Wenn ich an „Mai“ denke, kommt mir zuerst das Lied „Im wunderschönen Monat Mai“ von Robert Schumann (1810–1856) in den Sinn, das besonders zu dem strahlenden Wetter heute passt. Das Liebeslied von Heinrich Heine (1797–1856) besteht nur aus zwei schlichten Strophen:
Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Knospen sprangen,
Da ist in meinem Herzen
Die Liebe aufgegangen.
Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Vögel sangen,
Da hab ich ihr gestanden
Mein Sehnen und Verlangen.
Während die Aussage des Textes klar wirkt, wird sie in Schumanns höchst kunstvoller Vertonung andauernd hinterfragt. Schon vor dem ersten Takt platzt ein vorgehaltenes cis zu früh herein, und in der gesamten Klavierbegleitung schwankt die Tonart ohne harmonische Bestätigung permanent zwischen fis-Moll und A-Dur – um im letzten Takt auf einem Cis-Dur-Dominantseptimakkord ohne Auflösung stehen zu bleiben. Es bleibt bei der Sehnsucht.
Dieses Lied macht den Auftakt zum berühmten Liederzyklus Dichterliebe op. 48 aus 16 Liedern über unerfüllte Liebessehnsucht. Die Dichterliebe war übrigens Schwerpunktthema in meinem eigenen Musik-Leistungskurs, in dem ich mich 1988–90 intensiv mit ihr beschäftigt habe.
Auf der Klassikliste hören wir Fritz Wunderlich (1931–1963), den viele wegen seiner Musikalität und seiner schönen Stimme für den größten Tenor des 20. Jahrhunderts halten. Er hat alles gesungen – Oper, Operette, Lieder, populäre und geistliche Musik – und immer mit einer tiefen Empfindung. Im Zug konnte es passieren, dass er aufstand und zur Freude aller populäre Lieder sang – ein wahrhaft begnadeter Musikant, von dem wir noch einiges hören werden.
Auf der Ergänzungsliste finden sich die ersten fünf Lieder der Dichterliebe.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!