Beim Klaviervorspiel letzte Woche hat unser Sohn ein kleines Stückchen von Beethoven vorgespielt, das man beinahe als „Familienstück“ bezeichnen könnte. Denn die Sechs Ecossaisen Es-Dur habe ich selbst vor ungefähr vor 20 Jahren auf einem Vorspiel der Musikschule kennengelernt und dann im Klavierunterricht geübt, und auch manche unserer Kinder haben es gespielt, zuletzt nun unser Jüngster.
Eine Ecossaise ist ursprünglich ein schottischer Tanz. Über das Stück selbst ist wenig bekannt. Beethoven hat es vermutlich für Unterrichtszwecke geschrieben und dafür keine Opuszahl vergeben. 1955 wurde es im Werkverzeichnis von Georg Kinsky als WoO 83 aufgelistet, also als Werk ohne Opuszahl. Trotzdem ist es ein echter Beethoven, ein herrliches Stückchen mit sechs Variationen.
Auf der Klassikliste hören wir also die Sechs Ecossaisen Es-Dur WoO 83 von Ludwig van Beethoven. Es spielt Friedrich Gulda (1930–2000) in einer großartigen Live-Aufnahme vom 4. November 1966 aus der Liederhalle Stuttgart.
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Bodo Wartkes Jazzimprovisation in den Klaviersdelikten liegt die berühmte Sonata facile KV 545 von Mozart zugrunde, die ich heute in der Originalversion präsentiere. Es ist eine kleine, bescheidene Klaviersonate – vollkommen klassisch angelegt –, deren Reiz und deren Größe gerade in ihrer Schlichtheit liegt. Technisch ist sie einfach – Sonata facile heißt ja einfache Sonate –, für einen Pianisten eine bloße Fingerübung, aber musikalisch ist sie nicht einfach, weil man sie ganz schlicht spielen muss und nichts dazumachen darf.
Auf der Klassikliste hören wir den österreichischen Pianisten Friedrich Gulda (1930–2000), der ein bedeutender Mozart-Interpret war. Das erkennt man z. B. daran, dass er die Skalen zwischen dem 1. und 2. Thema nicht hoch- und runterleiert, wie man es so oft hört, sondern „mit Sinn“ erfüllt. Gulda war ein genialer und zugleich extrem eigenwilliger Pianist, der auch gejazzt hat, großartig improvisieren konnte und über ein unfassbares Gedächtnis verfügte. Mozart hätte an der Jazzimprovisation übrigens seine helle Freude gehabt –, und wenn er anwesend gewesen wäre, hätte er Bodo womöglich vom Klavier gestoßen und es noch viel, viel bunter getrieben, denn er soll in Abendgesellschaften am Klavier allerhand Schabernack gemacht haben.
Auf der Ergänzungsliste findet sich die gesamte Sonate.